WP4.4.-Ä8 [modÜ]: Arbeitsmarkt fair gestalten.

Ein sicherer, gut bezahlter Arbeitsplatz ist für die meisten Menschen ein
wichtiger Bestandteil eines erfüllten Lebens. Die Gefahr von Arbeitslosigkeit
betroffen zu sein, ist in Mecklenburg-Vorpommern jedoch immer noch erheblich
höher als in anderen Bundesländern, die Löhne sind weiterhin bedeutend
niedriger.

Die unterschiedlichen Instrumente der Arbeitsämter zur Weiterbildung und
Qualifizierung von Arbeitsuchenden setzen oftmals falsche Anreize. Die geltenden
Regularien führen häufig dazu, dass den Betroffenen keine sinnvollen und
nachhaltigen beruflichen Qualifizierungen angeboten werden. Solo-Selbständige
und Unternehmer:innen mit wenigen Mitarbeitenden sind nicht automatisch gegen
Arbeitslosigkeit versichert. Die Erfahrungen in den Shutdowns zur Bekämpfung der
Corona-Pandemie haben gezeigt, dass sich dies in Krisenzeiten existenzbedrohend
auswirken kann.

Nicht alle Menschen werden auf dem ersten Arbeitsmarkt fündig. Auf dem Sozialen
Arbeitsmarkt können Menschen gesellschaftlich notwendige und wertvolle Arbeit
leisten und dafür entlohnt werden. Begleitendes Coaching und kontinuierliche
Weiterbildung der Beschäftigten dienen dem Ziel der Integration in den „ersten“
Arbeitsmarkt.

Die Unterstützung für Arbeitgeber:innen, die Arbeitsuchende mit
Beeinträchtigungen anstellen, läuft derzeit nach einigen Jahren aus. Vor allem
gemeinnützige Arbeitgeber:innen verfügen dann oftmals nicht mehr über die
nötigen Finanzmittel und beenden das Arbeitsverhältnis.

Die Förderung der Teilhabe am Arbeitsmarkt muss in klassischen Wirtschaftsunternehmen ebenso möglich sein, wie bei gemeinnützigen Arbeitger:innen. Die Förderung muss die Leistungsfähigkeit der Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen berücksichtigen und nachhaltig sein. Die aktuell vorhandenen Fördermöglichkeiten führen gerade bei gemeinnützigen Arbeitgeber:innen zu einer Finanzierungslücke, die die Nachhaltigkeit der Eingliederung in Arbeit "auf den letzten Metern" gefährdet.

Der Fachkräftemangel in fast allen Branchen in M-V ist, anders als in anderen
Bundesländern, hausgemacht. Durch die jahrzehntelange Philosophie der
Niedriglohnlandes M-V hinken die Vergütungen immer noch deutlich dem
Bundesdurchschnitt hinterher. Gerade im Sozialbereich ist Tarifbindung eher die
Ausnahme. Privatisierungen, vor allem auch der medizinischen Infrastruktur in M-
V, haben auch den Vergütungen und der Tarifbindung deutlich geschadet.

Für eine faire Arbeitswelt für alle Menschen in M-V braucht es:

• die Vergabe öffentlicher Aufträge ausschließlich unter Einhaltung der
  Tarifbindung.

• die vollumfassende Tarifbindung bei allen öffentlichen Anstellungs- und
  Dienstleistungsverhältnissen, sowie bei Refinanzierungen.

• die Abschaffung sachgrundloser Befristungen im öffentlichen Dienst.

• echte Gleichstellung im Arbeitsleben.

• die bessere Integration von Menschen mit Migrationserfahrungen.

• ein Förderprogramm, welches die berufliche Qualifizierung für
  Arbeitssuchende attraktiv gestaltet.

• eine besondere Förderung für Neugründungen und
  Unternehmensrestrukturierungen.

• ein umfassendes Monitoring und Weiterentwicklungen in den Berufsschulen
  und den Bildungszentren, sowie Anreize für Unternehmen zur
  Qualitätssteigerung in der Ausbildung.

• wirksame Programme und Einstiegsprämien für Seiten- und
  Wiedereinsteiger:innen.

• dauerhafte Lohnkostenzuschüsse für Unternehmen, die Langzeitarbeitslose
  oder Menschen mit Beeinträchtigungen einstellen.

• das Land als gutes Vorbild bzgl. flexibler Arbeitszeitmodelle,
  Möglichkeiten der Wiederkehr nach Elternzeit in Teilzeit, Home Office
  usw..